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Darmvorfall [message #78152] Di, 07 Dezember 2010 10:42 Zum nächsten Beitrag gehen
Gast
Hallo,

David hatte heute Nacht(?) einen leichten Darmvorfall, aber vor allem ist der After/ Enddarm entzündet/ geschwollen.

Die TÄ ist ziemlich ratlos, da weder Giardien noch Verstopfung oder Durchfall vorliegen, die für einen Darmvorfall verantwortlich sein könnten. Auch gehts dem Tier scheinbar super, es frisst, ist aktiv, hat nicht abgenommen und normal geköttelt, wobei heute morgen (nicht heute Nacht) der Kot heller war als sonst auch innendrin, wenn man ihn geteilt hat.
Das Einzige, was auf dem Rötgenbild zu erkennen war, ist eine leichte Gasbildung im Magen.
David wurde vorhin in Narkose operiert.

Wer hat hier Erfahrungen mit einen Darmvorfall u.Ä. und wie wurde behandelt? Kann diese Aufgasung schuld am Darmvorfall sein oder umgekehrt entstand die Aufgasung durch den Darmvorfall? Hatten eure betroffenen Tiere wiederkehrende Darmvorfälle oder war es einmalig?

Bitte um Hilfe. Sad
Re: Darmvorfall [message #78153 antworten auf 78152 ] Di, 07 Dezember 2010 11:24 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Danie

Administrator

Beiträge: 12070
Registriert: Februar 2006
Ort: Steinkirchen
Hallo,

ich hatte schon mehrere Tiere mit Damrvorfall, allerdings meistens Notfalltierchen oder Jungtiere, 2x Zuchttier.

Ursachen:

- vorangegangene Aufgasung
- starke Verstopfung
- Darmverschluss
- chronische Entzündung des Darmes (Bakterien oder Hefen)
- dauerhafte Überbelastung / Unterbelastung des Darmes
====> diese 5 Ursachen waren Ernährungbedingt

- Fehlentwicklung im Mutterleib / ggf. Inzuchtleiden (Babys werden keine 8 Wochen alt)
- Fressen der Nachgeburt, dadurch Darmverschluss und Darmvorfall
- zerstörte Darmflora nach AB-Gabe => starker Durchfall

Keines der Tiere hat trotz guter TA und OPs länger als 2 - 3 Wochen überlebt. Die Vorfälle haben sich entweder wiederholt oder die OPs haben zwar den Darm wieder richtig platziert / operiert, aber die Tiere waren meist zu schwach.

GANZ WICHTIG bei Aufgasung ist Wärme und Flüssigkeitszufuhr. Die Tiere fressen und trinken danach nicht mehr richtig und kühlen sehr schnell aus - dann ist es zu spät!
Eine Schmerztherapie macht auch Sinn.

Ich würde vom Kot eine Kultur anlegen lassen, um zu sehen, welche Keime sich da stark gebildet haben. Zudem alles untersuchen, was das Tier gefressen hat.

[Aktualisiert am: Di, 07 Dezember 2010 11:31]


Lieber Gruß
Danie

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Re: Darmvorfall [message #78166 antworten auf 78152 ] Di, 07 Dezember 2010 18:22 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Gast
Hallo Dani,

erstmal danke für deine Antwort.
Dass keiner überlebt hat, ist wirklich schlimm Sad


Neues von David:
ich habe ihn vorhin abgeholt, nun ist er wieder bei seiner Freundin im Hauptkäfig, den ich gereinigt, umgerichtet und das Sandbad entfernt habe. Sie hat ihn glücklicherweise trotz OP, Narkose & Co. gleich erkannt und geputzt. Sie sind schon zusammen rumgesprungen und haben gekuschelt, David hat gefressen und benimmt sich als ob nichts wäre. Smile
Die Halskrause und die Fäden hat er sich leider bereits beim TA bezogen, aber der Darm bleibt auch so drin.
Morgen früh müssen wir zur Kontrolle und zum Spritzen (AB, Schmerzmittel).
Auch wenn beide TÄ nicht der Meinung sind, dass der Vorfall ernährungsbedingt ist, bekommt er erstmal keine potenziell blähende Kost wie Luzerne, Kohl oder Salat und nichts Saures. Hab auch extra Magen-Darm- und entzündungshemmene Kräuter für ihn zusammengemischt.
Eine Kotprobe zur Komplettuntersuchung wird von mir dennoch vorsichtshalber ins Labor geschickt, sicher ist sicher.

Ich hoffe, David übersteht den Vorfall unbeschadet und das Problem kommt nie wieder! Arme kleine Mann...

@Dani: wie sah der Darmvorfall bei euch genau aus? War viel draußen?

Hier ein Bild von Davids Darmvorfall von heute Nacht:

http://i55.tinypic.com/14wdhk.jpg
Re: Darmvorfall [message #78173 antworten auf 78152 ] Di, 07 Dezember 2010 20:29 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Danie

Administrator

Beiträge: 12070
Registriert: Februar 2006
Ort: Steinkirchen
Hi du,

das ist ja recht minimal. Ich habe von 1 cm bis 5-6 cm Darm draußen gehabt bei den Tieren.

Wodurch sind sich die TAs sicher, dass es nicht durch die Ernährung kommen kann?

Meine TAs haben immer zuerst bei den Notfällchen gesagt -> Ernährung.
Denn diese ist ja wichtig für des Immunsystem und besonders für eine entsprechende Darmtätigkeit. Auch mein Mentor (41 Jahre Chinchillazucht) ist der Ansicht, wenn etwas mit dem Darm nicht stimmt, stimmt die Ernährung für dieses Tier nicht.

Aber das kann man natürlich sehen, wie man will ...


Lieber Gruß
Danie

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Re: Darmvorfall [message #78174 antworten auf 78152 ] Di, 07 Dezember 2010 21:14 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Gast
Hi,

ja glücklicherweise war der Darmvorfall nicht stark ausgeprägt.

Auf dem Rötgenbild war nichts Anormales an den Organen erkennbar, auch nicht am Darm. Sie hat das Tier auch abgehört und sich den Darm von innen angesehen sowie die Zähne angeschaut. Er hat keinen Durchfall und keine Verstopfung, köttelt normal. Zu der leichten Aufgasung meinte man, dass sie zu schwach sei um einen Darmvorfall auszulösen und sie v.a. länger da sein müsste und dann wiederum hätte er Symptome einer Aufgasung zeigen müssen, was definitiv nicht der Fall war, das wäre mir aufgefallen (oder kann ein chin eine häufig vorhandenen Aufgasung verstecken?). Bin ja auch deswegen aus allen Wolken gefallen, als ich den Darm sah, weil David sich völlig normal verhielt.

Wie gesagt eine genaue Kotuntersuchung folgt (Bakterien falls notwendig mit Kultur-Anlegen und Antibiogramm, Giardien etc.).

Re: Darmvorfall [message #78229 antworten auf 78152 ] Fr, 10 Dezember 2010 19:38 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Gast
Hallo,

die Laborergebnisse sind da: keinerlei Parasiten, alles negativ Smile

David geht es auch weiterhin gut.
Re: Darmvorfall [message #78230 antworten auf 78152 ] Fr, 10 Dezember 2010 19:42 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Shiny ist gerade offline  Shiny

Moderator

Beiträge: 639
Registriert: Februar 2006
Ort: Recklinghausen
Hi,

das ist schön zu hören. Wünsche dem kleinen Weiterhin eine gute Besserung. Wink


LG
Kordi

Manus Manum Lavat (lat: eine Hand wäscht die andere Hand)

Re: Darmvorfall [message #80756 antworten auf 78152 ] Di, 15 März 2011 01:12 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Gast
Hallo,

ich wollte euch mal auf den aktuellen Stand bringen.

David hatte leider noch zig Darmvorfälle, gegen Ende sogar mehrer täglich verbunden mit starken Schmerzen sobald man in die Nähe des Darm ging.
Nachdem der erste TA nicht weiter wusste und die Ursache nicht finden konnte, ging ich zu einem TA meines vertrauens, der leider etwas weiter weg ist und zu dem ich deshalb nur im Notfall gehe.
Er war sehr sicher im Umgang mit David und ich habe mich endlich in guten Händen gefunden gefühlt. Er stellte bei David eine starke Entzündung des Darmes fest aufgrund derer der Darm immer wieder herausflutschte und meinte es gäbe folgende "einfachste" Ursachen dafür:
- Futterallergie
- Parasiten und andere Krankheitserreger des Darms

Zuerst sollte ich ausschließen, dass David eine Allergie auf eine bestimmte futterpflanze oder deren Wirkstoff hat und so fütterte ich tagelang nur ein sehr kräuterarmes Heu. Dies konnte jedoch als ursache ausgeschlossen werden, weil sich der zustand nicht änderte im gegenteil.

Dann beauftragte der TA ein Labor eine mykologisch-bakterielle Untersuchung (kulturell und mikroskopisch) des Kots durchzuführen. Ich hoffte sehr, dass diese etwas ergibt, ansonsten wäre die letzte chance gewesen, David einer schweren OP zu unterziehen (Entnahme verschiedener Darmschichten, dafür müsste ein recht großer schnitt am bauch erfolgen), die sehr risikoreich für Chins gewesen wäre und zudem hatte David schon die Kastra so schwer vertragen und ist total abgemagert...

Die mykologisch-bakterielle Untersuchung ergab, dass Davids Darm von den Bakterien Streptokokken heimgesucht wird - aber: es war nur ein sehr leichter Befall nachgewiesen worden und zudem sind diese Bakterien i.d.R. unproblematisch, ergeben keine Symptome und müssen im Normalfall nicht behandelt werden. Der TA nahm jedoch an, dass David gegen dieses Bakterium allergisch sein könnte, deshalb die Probleme. Deswegen musste/muss ich David 10 Wochen lang das Bakterium oral 2x wöchentlich zur Desensibilisierung verabreichen.

Es besserte sich zuerst nichts, im Gegenteil der Darm sah immer mehr entzündet aus (der Darm wurde irgendwann nicht mehr hineingemacht (-) sinnlos), sondern draußen gelassen, also konnte man alles genau beobachten). Ein weiterer TA-Besuch folgte und der TA gab uns Baytril mit, welches ich verabreichen sollte, an den tagen, wo auch die bakterien gegeben werden mussten, sollte ich morgens das eine und abends erst das andere geben. Logisch.

Die Entzündung des Darms ging immer mehr zurück, das war in der ersten Märzwoche, eines Tages bei der täglichen Kontrolle hatte er fast vollständig die normale Farbe und er zog sich ein großes Stück von alleine nach innen zurück! ich brauchte nur noch leicht nachhelfen und der After sah aus wie bei einem gesunden Chin Smile das war am 8.3. Seitdem gab es keinen weiteren Darmvorfall mehr und es sind auch keinen anderen Symptome sichtbar. Das AB wird nicht mehr gegeben und die Desensibilisierung dauert noch 7-6 Wochen.
Die Therapie scheint zu wirken und ich bin unendlich dankbar, dass der Dr. Neunzig - mal wieder aber nicht in dem Ausmaße - solch eine Erfahrung und Kompetenz an den Tag gelegt hat.
Re: Darmvorfall [message #80759 antworten auf 78152 ] Di, 15 März 2011 11:09 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Danie

Administrator

Beiträge: 12070
Registriert: Februar 2006
Ort: Steinkirchen
Hallo,

das hat dein Tier aber wirklich sehr viel Glük gehabt, denn Chinchillas sind nachweislich nur sehr selten in der Lage, gegen Keime der Gattung Staphylokokken und Streptokokken eine eigene Immunabwehr aufzubauen. Hier liegt keine Allergie vor, sondern eine Immunschwäche.

Diese Erfahrung habe ich noch aus meiner Zeit als Notfall-Station, bei der ich einige Tiere mit den o.g. Keimen bekommen hatte. Baytril ist da so wie heute auch Marbocyl sehr gut wirksam, allein - ohne Behandlung - sterben die Tiere an solchen Infektionen in kürzester Zeit, da wie gesagt, keine Aabwehr durch das Immunsystem erfolgt.

Ursache für die Vermehrung von Bakterien und einer Ansiedelung dieser Keime ist ein schwaches Immunsystem (man beachte in dem Zusammenhang Ernährung und Stress).

Schön, dass es deinem Tier wieder gut geht.


Lieber Gruß
Danie

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Re: Darmvorfall [message #80761 antworten auf 78152 ] Di, 15 März 2011 12:03 Zum vorherigen Beitrag gehenZum nächsten Beitrag gehen
Gast
Hi,

das mit dem Immunsystem kann gut sein, David ging in den letzten Monaten seit der Kastration schlecht, er hatte gewichtstechnisch abgebaut (mittlerweile ist das Gewicht konstant auf über 508g) und hat psychisch die OP auch schlecht überstanden, war depressiv und panisch. Nach seine Kastra erfolgten hier noch einige andere Kastrationen bei Böckchen, sobald er dann einen operierten Kastraten roch, lief er panisch durch den Käfig oder war wie gelähmt und schrie nur noch. Er war kaum zu beruhigen, das war fuchtbar. Ich musste die frisch Operierten immer im anderen Raum halten, Türen zu und mehrfach sehr gut lüften.
Damit er zulegt hatte ich ihm auch versucht Pellets anzubieten, auf die er jedoch mit Krampfanfällen reagierte.
Was er in den letzten Monaten durchgemacht ist Wahnsinn. Umso mehr freue ich mich, dass er so gekämpft hat und es nun aufwärts geht.

Edit: ich gehe zwar von einem geschwächte Immunsystem aus aufgrund der ganzen Vorkommnisse, aber in dem Fall definitiv auch von einer Allergie, sonst würde die Desensibilisierung nicht anschlagen und der TA hat diesbezüglich auch nicht zum ersten Mal behandelt.

Bakterien und andere Erreger sind ständige Bewohner des Darms, die nur dann eine Chance haben sich übermäßig auszubreiten und zu Symptomen zu führen, wenn das Immunsystem nicht OK ist.
Re: Darmvorfall [message #80763 antworten auf 78152 ] Di, 15 März 2011 13:06 Zum vorherigen Beitrag gehen
Danie

Administrator

Beiträge: 12070
Registriert: Februar 2006
Ort: Steinkirchen
Hallo GrünerKaktus,

die "Desensibilisierung" ist ein Prozess, bei dem das Immunsystem darauf trainiert wird, nicht auf Keime (oder dessen Stoffwechselprodukte) oder andere Stoffe zu reagieren.

Da das Chinchilla-Immunsystem mit den Erregern Streptokokken + Staphylokokken wie beschrieben nicht klar kommt, ist die Frage, was im Körper deines Chinchillas jetzt tatsächlich vorgeht...

Richtig ist, dass bestimmte Bakterien und Pilze in den Darm gehören, da sie für den Verdauungsvorgang nötig sind. Falsch ist aber, dass dies für alle möglichen Keime gilt (insbesondere auch Parasiten).

Zitat:

Ursache für die Vermehrung von Bakterien und einer Ansiedelung dieser Keime ist ein schwaches Immunsystem (man beachte in dem Zusammenhang Ernährung und Stress).


Lieber Gruß
Danie

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