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Re: Blinddarmkot [message #32164 antworten auf 32030 ]
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Fr, 01 Juni 2007 15:09
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christine
Beiträge: 648 Registriert:
Februar 2006
Ort: Leipzig
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Hallo, mini!
Das kann ich Dir so genau auch nicht sagen
Ich habe hier bloss eine Dissertation von 1997, in der steht recht allgemein, dass der Weichkot während der Ruhephase (also tagsüber) ausgeschieden wird und unzerkaut direkt vom After aufgenommen und abgeschluckt wird.
(Ich hab meine Mäuse aber auch schon mit Kot im Pfötchen mümmeln sehen ...)
Die Menge soll "dem sonstigen im Verlaufe eines Tages abgesetzten Kots" entsprechen ... tolle Angabe
Verwiesen wird hier wieder auf eine Studie von 1977, die hab ich aber nicht und ob es eine aktuellere dazu gibt weiss ich nicht.
Sonst kann ich Dir bloss noch sagen, dass der Weichkot (neben Fettsäuren, Vitamin B und K) unterschiedlich proteinreich (bzw Aminosäuren) ist und es zu teils dramatischen Verdauungs- und Futterverwertungsstörungen kommt, wenn man die Aufnahme dauerhaft verhindert.
Die Aufnahme des Weichkots hat unterschiedlich hohe Bedeutung für den Energiehaushalt (Werte um 20%, aber auch höher).
Sorry, mehr hab ich leider nicht.
Würde mich aber freuen wenn Du es schreibst, falls Du noch was findest
VLG,
Christine
[Aktualisiert am: Fr, 01 Juni 2007 15:10] Vorsicht - freilaufende Medizinerin!
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Chin-WG
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Re: Blinddarmkot [message #32195 antworten auf 32164 ]
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So, 03 Juni 2007 09:11
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Petaurus
Beiträge: 103 Registriert:
März 2007
Ort: Düren
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Hi,
Blindarmkot soll in er Regel etwas heller sein als der normale Kot. Außerdem ist er feuchter, weicher und angeblich Traubenförmig. Ich habe hier eine Maus sitzen, die viel Unterstützung mittels Darmbakterien bekommen hat. Dieses Zeug soll sich vor allem im Blinddarm absetzen. Eine zeitlang hat sie in ihren Ruhepausen früh morgens und nachmittags auf einem kleinen Trohn aus Kötteln gesessen, so hat das Zeug gewirkt.
Der vermeindliche "fast Durchfall" war ein paar Stunden später immer wieder weg. Es hat schon etwas gedauert bis ich rausgefunden habe, dass es Blinddarmkot ist.
Von der Größe und Farbe her war er mit dem normalen Kot aber fast identisch, nur sehr weich.
Da mir das Ausscheiden nach 15 Jahren das erste Mal richtig aufgefallen ist, wird sich der Blindarmkot kaum vom normalen Unterscheiden. Angeblich macht er knapp 30% des Kots aus.
Sicher erwischt man das ein oder andere Chin mal, wie es sich den After putzt und dabei ein Köttelchen frisst. Aber die Bakterien, die im Blinddarmkot enthalten sind, gären im Magen weiter und bilden dann wichtige Dinge, die beim Verdauen der normalen Nahrung nicht erreicht werden können.
Liebe Grüße
Heike
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Re: Blinddarmkot [message #32196 antworten auf 32030 ]
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So, 03 Juni 2007 10:42
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christine
Beiträge: 648 Registriert:
Februar 2006
Ort: Leipzig
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Hallo!
Einige Runduminfos zum Verdauungstrakt und auch zum Blinddarmkot hatte ich mal hier zusammengetragen:
http://www.chin-forum.de/Board/ftopic5956.html
Hier ein Auszug daraus speziell zur Dickdarmverdauung und Caecotrophe/Caecotrophie:
Zitat: | Nächste Station: Dickdarm, Blinddarm und weshalb die Rohfaser so wichtig ist
Nachdem im Dünndarm schon die wesentlichen Nährstoffe verwertet und aufgenommen wurden, schliesst sich als nächste Station der Dickdarm an.
Dieser dient einerseits einer weiteren Wasser- und Mineralstoffwiederaufnahme, sowie der Formung und dem Transport der Kotbällchen.
Eine weitere Aufnahme von Stoffen (wie Aminosäuren, Vitaminen oder Zucker) ist hier nur noch sehr eingeschränkt möglich, weshalb mit Ende der Dünndarmpassage ein Teil der Verdauung für „abgeschlossen“ erklärt werden kann.
Hier kommt nun aber die Besonderheit der Fähigkeit zur Rohfaserverdauung im Dickdarm unserer Tiere zum Tragen, ähnlich (aber nicht genauso) wie auch bei z.B. Meerschweinchen und anderen Nagern bzw Pflanzenfressern.
Die Anteil der Rohfaser am aufgenommenen Futter ist bisher ja von den Verdauungsvorgängen verschont geblieben und als „Ballast“ mitgeführt worden.
Aufgrund der Unverdaulichkeit und der Fähigkeit Wasser zu binden ist der Rohfaseranteil aber auch in den vorderen Darmabschnitten schon ein wichtiger Faktor für den regelrechten Ablauf der übrigen Verdauungsvorgänge und den Weitertransport durch den Darmkanal.
Aufgrund der Spezialisierung des Dickdarms von z.B. Meerschweinchen, Chinchillas und auch Pferden geht es eben dieser eigentlich unverdaulichen Rohfaser jetzt an den Kragen.
(...)
Was der Dickdarm und seine Bewohner können
Wenn die Dünndarmpassage beendet ist, kommt der Nahrungsbrei an eine Gabelung auf seinem Weg, sobald er den Dickdarm erreicht.
Hier geht es einmal direkt Richtung Ausgang durch den Grimmdarm (= Colon) oder aber zuerst rückwärts in eine „Sackgasse“, den Blinddarm (= Caecum), als Teil des Dickdarms.
Der Blinddarm ist bei Tieren wie unseren Chinchillas, aber auch bei Pferden, besonders gross ausgebildet und wird als Gärkammer zur Verdauung der Rohfaserbestandteile benutzt.
Hierfür sorgen aber keine Darmenzyme, sondern spezielle Darmbakterien (andere als z.B. die des Menschen!), die sich auf der Darmschleimhaut (vornehmlich des Dickdarms) eingenistet haben und sozusagen ihren Hauptwohnsitz im Blinddarm (Caecum) haben.
Das leicht saure Milieu vor Ort bietet eben solchen Bakterien (vornehmlich Milchsäurebakterien) sehr vorteilhafte Lebensbedingungen und die Bakterien verdauen „im Gegenzug“ die Rohfaser, sie leben also mit den Tieren in Symbiose.
(...)
Hier beginnt die Verdauung quasi erneut und zwar durch die Bakterien, welche die dafür notwendigen Enzyme besitzen.
Die Darmbakterien im Blinddarm (Caecum) ,der Tiere wie Chinchillas und Meerschweinchen etc, können mit ihren eigenen Enzymen also das Zuckergerüst der Rohfaseranteile spalten.
Der so gewonnene Zucker (in Form der Glukose) wird von den Bakterien in einem Gärungsvorgang (=Fermentation) verstoffwechselt.
Daher auch der Begriff der Caecum-Fermentation.
Das Ergebnis dieses Vorgangs sind sogenannte flüchtige Fettsäuren, nämlich vornehmlich Essigsäure , gefolgt von Proprionsäure und Buttersäure (können so wie sie sind vom Körper für den Stoffwechsel verwendet werden).
Auch hier ist die Rohfaser als solches wichtig:
Kommen nämlich die „falschen“ Kohlenhydrate (z.B. aus zuviel Stärke oder normalem Zucker, also leicht verdauliches) in die Gärkammer, verschiebt sich das Verhältnis dieser Fettsäuren.
Das kann zum einen zu Störungen der Darmmotorik führen (Durchfall/Verstopfung) und begünstigt andererseits das vermehrte Wachstum von Bakterien, die im Chinchilladarm normalerweise eine absolute Minderheit sind (wie z.B. E.coli).
Auch ein zu hoher Nährstoffgehalt des Futters (Proteine, Fett) kann dieses System erheblich stören, was zu Verdauungsstörungen führt.
Der Inhalt des Blinddarms (Caecum) bleibt für diese Verdauungszwecke deutlich länger im Darm (bis zu mehreren Tagen) als der „direkt“ ausgeschiedene Colon-Inhalt.
Die Darmbakterien produzieren neben den Fettsäuren zusätzlich Aminosäuren (Bausteine der Eiweisse) sowie die Vitamine K und B.
All das bildet einen speziellen Blinddarmkot (= Caecotrophe) oder auch Weichkot, der in der Ruhephase der Tiere vermehrt zurück ins Colon (Grimmdarm) transportiert wird.
Hier bekommt jedes Kotbällchen noch eine Schleimschicht, mit der es ebenfalls in Richtung Ausgang zur Ausscheidung geschickt wird.
Damit geht es für den Blinddarmkot aber eigentlich erst richtig los ...
Die Weichkotaufnahme (= Caecotrophie) – der Kreislauf schliesst sich
Der aus dem Blinddarm abgegebene Spezialkot (Caecotrophe) ist reich an Aminosäuren, Proteinen (Bakterien selbst), Fettsäuren, Mineralstoffen und Vitaminen (B,K).
Rohfaser enthält dieser Kot verhältnismässig wenig (wurde verdaut).
Er ist wie erwähnt weicher als gewöhnlicher Kot der Tiere, etwas heller und zusätzlich mit einer Schleimschicht überzogen – kein Durchfall!
Dieser Kot wird nun von den Tieren in ihrer Ruhephase direkt vom After aufgenommen und i.d.R. unzerkaut geschluckt.
Dieses Fressen des Weichkots aus dem Blinddarm nennt sich Caecotrophie (oder auch Koprophagie)
Die Caecotrophie ist eine Besonderheit der Nagetiere und Hasenartigen, die so einen fest eingeplanten Zusatz an wichtigen Nährstoffen/Energie bekommen, es ist also keine Mangelerscheinung!
Zudem ist diese Weichkotaufnahme von wesentlicher Bedeutung für die übrigen Verdauungsvorgänge: bei Untersuchungen, bei denen die Weichkotaufnahme der Tiere verhindert wurde, traten deutliche Verdauungsstörungen sowie eine herabgesetzte Futterverwertbarkeit auf!
Durch die Schleimschicht ist der Kot vor den Angriffen durch die Magensäure und der dortigen Enzyme vorübergehend geschützt.
So kann der Blinddarmkot (Caecotrophe) eine gewisse Zeit (6-8 Stunden) im Magen „ruhen“, bevor er gemeinsam mit dem restlichen Mageninhalt ganz normal verdaut wird
- und alles beginnt von vorn .
Bestimmte Futterbestandteile könne so teilweise wochenlang von den Tieren immer wieder über den Blinddarmkot (Caecotrophe) aufgenommen werden, bevor sie endgültig nichts mehr hergeben!
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Beantwortet die Frage nach der gefressenen Menge und wie oft genau der Weichkot abgesetzt wird nur leider auch nicht
VLG,
Christine
Vorsicht - freilaufende Medizinerin!
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Chin-WG
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Re: Blinddarmkot [message #32206 antworten auf 32030 ]
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So, 03 Juni 2007 17:29
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christine
Beiträge: 648 Registriert:
Februar 2006
Ort: Leipzig
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Hi, Mcstorm!
Das ist das Problem an der Umgangssprache - sie wirft Missverständnisse auf
Spricht man beim Menschen von einer "Blinddarmentzündung", so meint man eigentlich den Wurmfortsatz (= Appendix vermiformis, die) am Blinddarm - nicht den Blinddarm selbst.
Weshalb es korrekt Appendizitis heisst.
Der Blinddarm selbst ist quasi ganz normaler Darm und ein "Verbindungsstück" zwischen Dünndarm und Dickdarm, mit einem Sackgassenanteil, der dann in den Wurmfortsatz mündet.
Eine Entzündung entsteht dann z.B. wenn sich Kot in diesem Wurmfortsatz festsetzt und nicht mehr abtransportiert wird ...
Daher hat auch jeder Mensch nach einer normalen "Blinddarm-OP" auch noch seinen Blinddarm - aber sein Wurmfortsatz ist rausgeschnitten, deshalb heisst es korrekt Appendektomie
(Es sei denn, die Entzündung hat stark um sich gegriffen)
Bei Chins hab ich von einem solchen Wurmfortsatz nichts lesen können, welche Tiere sowas nun haben und welche nicht, da bin ich überfragt.
Da Tiere wie Chins ihren Blinddarm aber tatsächlich "in Gebrauch" haben, was die Verdauung betrifft, könnte ich mir vorstellen, dass bei Fleisch- und Allesfressern, der Wurmfortsatz ein verkümmertes Reststück des "brachliegenden" Blinddarms ist.
VLG,
Christine
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Chin-WG
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