Ruccola? [message #20334]
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Do, 02 November 2006 12:16
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Danie
Administrator
Beiträge: 12070 Registriert:
Februar 2006
Ort: Steinkirchen
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Hallo zusammen,
in letzter Zeit kam die Sprache - neben anderen Frischfuttergaben - auch auf Ruccola.
Ich erinnere mich, dass wir dazu schon einmal eine Frage hatten und seiner Zeit wegen des erhöhten Nitratgehaltes erst einmal lieber davon abgesehen hatten.
http://www.umweltinstitut.org/frames/all/m50.htm
Welche Menge kann man unbedenklich einem Chinchilla geben und wie oft?
Lieber Gruß
Danie
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Re: Ruccola? [message #20382 antworten auf 20334 ]
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Fr, 03 November 2006 12:53
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christine
Beiträge: 648 Registriert:
Februar 2006
Ort: Leipzig
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Hi, Danie!
Eine exakte Menge speziell für Chinchillas kann ich nun natürlich nicht mit völliger Gewissheit angeben.
Insgesamt kann man allerdings sagen, dass man sowas immer relativ und im Verhältnis sehen muss.
Es gibt nur wenig Nahrungsmittel, die keine Kehrseite haben und unterm Strich ist Ruccola kein gefährliches Lebensmittel. Man gibt den Tieren ja auch nicht täglich büschelweise davon, das wäre so als würden wir täglich eimerweise Ruccola essen.
Ruccola als solches macht jedenfalls nicht krank, man muss hier immer das Verhältnis von Menge, Dauer der Belastung (über viele Jahre hinweg) und Gesamtsituation (sonstige Ernährung, Prädisposition) betrachten.
Auch kann man die Ernährung der meisten Haustiere und deren dadurch bedingte Nitrataufnahme nicht gleichsetzten mit der von Menschen in einem Industrieland (auf eben diese bezieht sich diese Warnung).
Nitrat selbst ist an sich nichts Schlechtes, es ist ein wichtiges Substrat für das Pflanzenwachstum und ist ganz normal im Boden enthalten oder auch in Düngern (in Biodüngern wird es langsamer abgegeben, daher der geringere Nitratwert in Bioprodukten)).
Nitrat kann aber z.B. im Darm zu Nitrit umgewandelt werden und dieses Nitrit kann eine Grundlage für z.B. eine Krebserkrankung sein.
Besonders steht hier das bei vielen Wurstsorten oder auch Fertiggerichten verwendete Nitritpökelsalz im Verdacht vermehrt Krebs speziell im Magen-Darm-Trakt (haupts. Colon) zu verursachen.
Was aber auch wieder hauptsächlich dann zutrifft, wenn man sich hauptsächlich und dauerhaft (über Jahre hinweg) von solchen belasteten Nahrungsmitteln ernährt - was aber wiederum keinerlei unumstössliche Faustregel darstellt.
Sowas ist also stets relativ zu betrachten.
Hier auch ein Link dazu, in dem wird das auch nochmal so erklärt:
Schadstoffe: Nitrat
Leider kann ich nicht auf unsere Pathologievorlesungsunterlagen dazu verlinken.
Insgesamt lässt sich das etwa so zusammenfassen:
Die dauerhafte Ernährung mit grossen Mengen nitratreicher Lebensmittel sollte vermieden werden, da sie auf lange Sicht eine Grundlage für eine Krebserkrankung sein kann.
Das heisst aber wirklich nicht, dass man Krebs bekommt, weil man ab und an mal einen Ruccolasalat isst.
Da sollte man besser die Fertiggerichte herunterschrauben.
Dementsprechend wird es auch keinem Tier schaden über den Zeitraum von z.B. ein paar Wochen/Monaten alle 2 Tage ein Stück eines Ruccolablatts oder auch ein ganzes Blatt zu bekommen.
Die meisten Halter wechseln die Futtermittel ja auch, sodass keine Dauerversorgung gegeben ist.
Ich habe selbst noch keinen Ruccola gefüttert, würde ich es tun , würde ich sowas stückchenweise anbieten, weil es für mich doch befremdlich ist, wenn mein Tier etwas büschelweise frisst, was als einzelnes Blatt fast so gross ist wie das Tier selbst.
Nun sind ja auch Heuhalme sehr lang, aber man versteht glaube ich was gemeint ist.
Direkt auf Chinchillas bezogen halte ich eine Gabe von etwa 3-5 normalgrossen Ruccolablättern auf eine ganze Woche verteilt für unbedenklich.
Mehr würde ich von mir aus auch gar nicht geben wollen.
Das Ganze relativiert sich denke ich auch dadurch, dass kaum jemand seinen Tieren das gesamte Chinchillaleben lang stets und ständig nur Ruccola als Beifutter anbietet und das auch noch in rauhen Mengen.
Der Körper (auch der von Chinchillas) hat für solche Belastungen (wenn man Ruccola jetzt mal rein vom Nitratgehalt her betrachtet) schon ein paar "Gegenregulationsmechanismen" auf zellulärer Ebene auf Lager, da andernfalls die Erkrankungsraten explodieren würden.
Hier wirkt sich die Vitaminaufnahme wieder positiv aus: Vitamin C wirkt antioxidativ.
Speziell für Chinchillas betrachtet glaube ich noch nichtmal, dass ein Tier welches lebenslang täglich mehrere Stengel Ruccola bekäme (ganz unabhängig davon, ob das für die Ernährung so sinnvoll wäre) eine eventuell dadurch verursachte Erkrankung überhaupt erleben würde (jetzt auch rein auf Folgen der Nitratbelastung bezogen).
Die Latenzzeit bei sowas kann ein Chinchillaleben mühelos überschreiten.
Wäre dem nicht so, hätten wir in Deutschland (nur als Beispiel) ganz andere Zahlen für Darmkrebs, weil unsere Ernährung doch durch eine hohe Nitratpräsenz auffällt.
Da fällt eine übermässige Ernährung mit z.B. Ruccola ganz anders ins Gewichts als bei einem Haustier, welches seine Pellets und sein Heu bekommt ( beides auch ganz und gar nicht völlig frei von Schadstoffen) und zusätzlich ab und an und auch nicht ewig ein wenig Ruccola.
Ich hoffe, ich habe mich halbwegs verständlich machen können.
Leider ist sowas nicht wirklich ein Thema, welches man völlig schematisch behandeln kann, weil hier wirklich zahlreiche Zahnräder ineinandergreifen, auf die ich hier einfach nicht eingehen kann ohne den Rahmen völig zu sprengen.
Also, Zusammenfassung:
Ruccola ist ein gesundes Lebensmittel, hat aber den Nachteil hoher Nitratwerte.
Nitrat ist selbst ungefährlich, kann zu Nitrit umgewandelt aber Schäden auf Zellebene verursachen, wenn es sich dauerhaft im Körper ansammelt.
Aus diesem Grund sollte man es den Tieren nicht in rauhen Mengen (büschelweise) anbieten - was man aber bei Frischfutter unabhänig vom Nitartgehalt ohnehin nicht tun soll - und diese Menge auch nicht über mehrere Jahre beibehalten.
Eine unmittelbare Erkrankungsgefahr aufgrund der Nitratbelastung ist aber auch dann nicht zwingend gegeben.
Etwa 3-5 normalgrosse Ruccolablätter pro Woche und Tier halte ich für unbedenklich, auch dann, wenn man diese Menge ein ganzes Chinchillaleben lang beibehalten möchte - was sicher kaum jemand tut.
VLG,
Christine
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Chin-WG
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Re: Ruccola? [message #20384 antworten auf 20334 ]
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Fr, 03 November 2006 13:30
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Danie
Administrator
Beiträge: 12070 Registriert:
Februar 2006
Ort: Steinkirchen
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Hallo zusammen,
ich finde das recht viel, wenn es regelmäßig ist ... dem Menschen wird ja geraten max. 30 g Ruccola zu essen udn es eher als Gewürz, als Salat zu verzehren - wenn wir da einen 60-kg-Menschen nehmen und herunter rechnen, dürfte, das 0,5 g pro kg, sein, was für ein Chinchilla von ca. 500 g umgerechnet 0,25 g Ruccola wäre um an die Tagesgrenze zu kommen ... hm.
Ich bin da doch nachwievor verunsichert und weiche dann lieber auf etwas anderes aus.
Ich gebe in der Woche im Sommer 2 - 3 Blätter Löwenzahn und 2 kleine Stückchen Apfel pro Tier (alles frisch) ... im Winter 2 Stückchen Apfel (auch frisch) und 1 getrocknete Hagebutte oder 1/2 Teelöffel getrockneten Löwenzahn je Woche.
Aber das muss halt jeder selbst entscheiden.
Lieber Gruß
Danie
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Re: Ruccola? [message #20385 antworten auf 20334 ]
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Fr, 03 November 2006 13:47
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christine
Beiträge: 648 Registriert:
Februar 2006
Ort: Leipzig
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Huhu!
Wie gesagt, die Warnung bezieht sich eher auf Menschen, die sich im Rahmen der Gegebenheiten eines Industrielandes ernähren (da ist Ruccola das kleinste Problem).
Das sind schonmal andere Grundvoraussetzungen.
Zudem ist wie erwähnt das Verhältnis von Dauer, Menge und Zusatzfaktoren zu betrachten.
Deswegen ist die Umrechnung der menschlichen empfohlenen Maximalmenge auf Chinchillas ebenfalls sehr relativ zu sehen.
Wenn wir jetzt wirklich berechnen wollten, wie man eine Tagesdosis für Chinchillas erreicht, dann müssten wir wissen aus wievielen Blättern die für den Menschen angegebene Maximaldosis von 30g besteht und was ein Blatt Durchschnitts-Ruccola wiegt.
Ich kann jetzt leider nicht wiegen (bin nicht zuhaus), aber ich bezweifle, dass ein Blatt Ruccola überhaupt 1 Gramm wiegen würde.
Ist jetzt natürlich bloss geraten, wäre aber ein Weg um es zumindest näherungsweise zu präzisieren.
Zudem gibt es ja in der Literatur die Angabe, dass das Beifutter im Verhältnis zum Hauptfutter etwa in einer Menge von 5% gegeben werden sollte.
Damit bleibt man sicherlich unter so einigen Schadstoffwerten.
VLG,
Christine
[Aktualisiert am: Fr, 03 November 2006 13:51] Vorsicht - freilaufende Medizinerin!
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Chin-WG
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