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Danie
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Februar 2006
Ort: Steinkirchen
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Hallo wildesdenken,
was ging denn bei der letzten Vergesellschaftung schief?
Wie genau bist du vorgegangen?
Ist Blut geflossen?
Es gibt leider wirklich Tiere, die sich einfach nicht verstehen wollen. Da hilft dann auch keine der möglichen Methoden weiter
Hier mal ein Auszug aus einem meiner älteren Beiträge, vielleicht ja doch ein bisschen interessant.
Zitat: | Nun einmal zur Methode mit der kleinen Box / kleinem Käfig.
Früher haben sich bei den Züchtern so genannte "Paarungskisten" bewährt. Sie waren aus Holz mit Atemlöchern oder Schlitzen und einem abnehmbarem Deckel und hatten eine Größe von 30 cm Breite x 30 cm Tiefe x 15 cm Höhe.
Heute haben die wenigsten Züchter ein "Paarungskasten". Dafür werden die auf Schauen üblichen Ausstellungskäfige oder kleine Transportkäfige verwendet. Der Ablauf der Vergesellschaftung ist jedoch der gleiche, wie mit der Verwendung eines "Paarungskastens".
Man glaubt damit zu verhindern, dass die Chinchillas eine Kampfhaltung annehmen und sich gegenseitig provozieren und somit leichter zu vergesellschaften sind.
Chinchillas - insbesondere Weibchen - richten sich meist zur Abwehr auf, knattern mit den Zähnen und drohen, stoßen einen Urin-Warnstrahl ab und gehen bei Missachtung dessen anschließend auf den Partner los. Da die Chinchillas sich im Paarungskasten nicht aufrichten können, um in "Kampfposition" zu gehen, versuchten sie durch herumkriechen in dem engen dunklem Kasten einen Ausgang zu finden. Die Situation, dass sich die Tiere gegenseitig provozieren, wird somit verhindert, man richtet sich hier also nach dem Sozialverhalten und versucht gezielt, Aggressionen zu unterdrücken bzw. zu verhindern, was in größeren Revieren / Käfigen nicht möglich ist. Hier sind die Tiere sich und ihren Instinkten schonungslos überlassen. Sind die Tiere schon von sich aus ruhig und verträglich veranlagt, so könnte dies klappen, aber in der Regel sieht man schnell, wie Drohgebärden in massiven Jagdszenen enden, in denen die Tiere sich gegenseitig verletzen, im Käfig abstürzen oder gar verängstigt in eine Ecke gedrängt nur noch Abwehrhaltungen einnehmen können oder sich zusammenkauern, um ihre wichtigsten Körperteile vor dem Angreifer zu schützen und ehe man eines der Tiere heraus gefangen hat - im Eifer des Gefechtes vielleicht sogar dabei noch selbst Bisse abbekommt - kann schon eine schlimme Verletzung bei einem der Tiere entstanden sein.
Im kleinen Käfig oder in der kleinen Box hat man dieses verhalten nicht: Nach kurzer Zeit in diesem sind die Tiere oftmals erschöpft und können dann nach 2 - 3 Stunden in einen größeren Käfig umgesetzt werden. Hier kann es zu gegenseitigem Besteigen kommen, um die Rangordnung festzulegen, die Gefahr von heftigeren Rangeleien ist noch immer gegeben, die Chinchillas sollten unter Beobachtung stehen. Dies gilt natürlich auch für den kleinen Käfig / Box. Diese muss gut einsichtbar sein und wenn es zu Rangeleien kommt, sollte man nicht nur zusehen, sondern einschreiten. Raufereien, bei denen ein bisschen Fell fliegt und Urin-Duschen verteilt werden und die Tiere schnattern, sind jedoch normal. Kritisch und darum gut zu beobachten, sind Raufereien, bei denen sich die Chinchillas verletzen und sich Wunden zufügen. Bei dem kleinsten Anzeichen von ernsteren Raufereien, muss man sofort einschreiten: entweder den Käfig leicht rütteln (nicht schütteln) und sehen, was geschieht - meistens lassen die Tiere von einander ab - oder die Tiere trennen. Wenn eine Verletzung vorliegt, nicht zögern, sofort die Tiere trennen.
Es gibt Tiere, die vertragen sich einfach nicht, weil die Chemie nicht stimmt.
Jagen sich die Chinchillas nach dem Umsetzen in dem größeren Käfig, sollte man sie abermals in einen kleineren Käfig zurücksetzen, vielleicht sogar einige Tage darin leben lassen (nicht die kleine Box, einen kleineren Käfig. Chinchillas können sonst in der Hektik abstürzen oder gar hängen bleiben und sich somit schwere Verletzungen zufügen.
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Nun mein eigener Erfahrungsbericht, wie ich vergesellschafte:
Es ist wichtig, dass man die Tiere in der "Box" sehen kann. Ich nutze daher dafür die "Bewertungskäfige", die komplett aus Gitter sind. So kann ich schnell eingreifen, wenn ich sehe, dass da etwas nicht stimmt. Zudem muss ich sagen, dass, wenn einmal Blut geflossen ist, man es sein lässt und das neue Tier wieder heraus nimmt. Hat man versucht, ein Tier in eine bestehende Gruppe zu integrieren, lässt man zur Sicherheit aber die bisherige Gruppe noch 1 - 2 Stunden in er Box. So hat es bei meinen vielen Versuchen (die geklappt aber auch nicht geklappt haben) auch funktioniert.
Ich nutze gern Kombinationen aus leiner Box / kleinem Käfig und das langsame gewöhnen an größere Reviere.
Aber Grundsätzlich: Vergesellschaftungen am Tag - nicht Abends!
1. erst einmal den "Schnüffeltest" auf dem Arm - dabei erkennst du sofort, ob blanker Hass im Spiel ist oder ob Neugierde und friedliches Entgegenkommen besteht. Dafür nimmst du oder jemand, der nicht nervös ist beide Tiere auf den Arm und schaust, wie sie generell auf einander reagieren. Sofortiger Hass und aggressives Schnappen bedeutet, dass es auch im kleinen Käfig nicht harmonisch zugehen wird. Ein Vergesellschaftungsversuch ist fraglich. Wenn aber Neugierde oder Desinteresse herrscht, kann weiter fortgefahren werden.
2. die Tiere zusammen in die kleine Gitterbox, Streu drunter oder in die Duschwanne stellen (bei Weibervergesellschaftungen zu empfehlen ). Dann mindestens 2 Stunden warten, wenn sich nichts tut.
Richten sich die Mäuse auf und zicken, gern den Käfig in die Hand nehmen und etwas gehen oder vorsichtig daran rütteln. Jagen sollten sie sich nicht können, der Käfig muss klein genug sein.
Wenn man sieht, dass sie sich nicht nur drohen, sondern beißen, also Blut fließt: Schluss! Sofort Abbrechen!
Ein wenig fliegendes Fell ist aber nicht das Problem.
3. Nach 2 bis 3 Stunden Frieden umsetzen in eine nächst größere Box oder Käfig. Gut eignen sich dafür die ausrangierten Züchterkäfige (50 x 40 x 60 cm oder 50 x 50 x 50 cm). Gibt es dort Gezicke oder Gerangel sowie Jagdszenen, die Tiere wieder in die kleine Box umsetzen. Ich habe in der Box auch schon mal Tiere 1 ganze Nacht drin gelassen mit Wasserflasche dran und Heu sowie Futter drin.
Es muss nicht daran liegen, dass sich die Tiere nun gar nicht verstehen - oft hat man diese Problematik, wenn man mehr als ein dominantes Tier in der Vergesellschaftungsgruppe hat und alle gleichsam den höchsten Rang beanspruchen wollen - im kleinen Käfig / Box entsteht durch das verhindern der Jagdszenen weniger Stress - viele Chins schlafen auch nach 1 - 2 Stunden darin einfach zusammengekuschelt.
Im größeren Züchterkäfig die Tiere also auch wieder gut beobachten, 2 bis 4 Stunden darin lassen, wenn alles gut geht.
4. Umsetzen in den vorgesehenen Käfig: entweder ist dieser für alle neu oder komplett neu eingerichtet. Gibt es dort Gezicke oder Gerangel sowie Jagdszenen, die Tiere wieder in den Züchterkäfig umsetzen. Dort habe ich schon meine Zickendamen über 1 Woche sitzen gelassen, weil sie sich nicht vertragen wollten, egal mit welchem Partner (hat aber super geklappt). Hier lag es auch nicht an Hass und nicht harmonierenden Charakteren, sondern am Dominanzverhalten oder auch an schlechten Erfahrungen der Tiere. Ist ein Tier mal in einer Gruppe verletzt oder gar stark gejagt worden, so ist eine Vergesellschaftung mit einem solchen Tier traumatisch bedingt oft schwieriger.
Ich habe ich auch schon mal die Erfahrung gemacht, dass man die Gruppe langsam auf mehr Platz gewöhnen muss. Dann kann man die Käfige auch erst einmal in kleinere Teile teilen und langsam den Tieren immer mehr Platz zugestehen.
5. Keinen gemeinsamen Auslauf vor 1 - 2 Wochen, da es im großen Revier noch einmal zu Problemen kommen kann. Wenn es da zu Problemen kommt in den ersten 4 Wochen, gern noch einmal umsetzen in den Züchterkäfig nach dem Auslauf.
Generell gilt aber: wenn die Probleme beim Auslauf nicht ach 6 - 8 Wochen aufhören, lieber über eine andere Konstellation der Tiere nachdenken.
Das sind so meine Regeln, die ich aus den Erfahrungen selbst aufgestellt habe. Natürlich kann man diese individuell abwandeln (wenn man die Tiere abschätzen kann) und für die eigene Situation optimieren. Dafür sollte man aber umfangreiche Kenntnisse über das Sozialverhalten und die einzelnen Charaktere der zu vergesellschaftenden Tiere haben.
Ich habe schon wirklich sehr viele Vergesellschaftungen per "Kleine-Käfig" bzw. "Kleine-Box" gemacht. Das sind bisher schon weit weit über 50 gewesen. Von denen haben nur sehr wenige nicht funktioniert, wobei dann bei einigen sofort die Lösung ein anderer Partner war. Seltenst gab es Bisse (1 x Nase und 2 x Ohr), da ich recht schnell entscheide und vorsichtig bin.
Daher erlaube ich mir auch zu behaupten, dass ich mir eine entsprechende Erfahrung und Beobachtungsgabe anhand dieser angeeignet habe, um mir ein Urteil darüber zu bilden, in wiefern sich diese Methodik auf die Tiere auswirkt und ich bin nach wie vor jemand, der aus Erfahrung zuerst immer den o.g. Ablauf mit den Tieren versuche, bevor ich andere Methoden in Anspruch nehme.
Allerdings sage ich auch ganz offen, dass ich das bei großen Gruppen immer sehr kritisch sehe und von diesen Vergesellschaftungen höchstens 10 dabei waren, bei denen es bei gut der Hälfte nicht funktioniert hat - hier allerdings auch nicht mit anderen Methoden (Käfig an Käfig oder Käfig in Käfig) und bei den meisten davon auch wieder nicht mit einem anderen Partner.
Es gibt einfach Tiere, die passen nicht zusammen oder die dulden keine weiteren in ihrer "Herde".
Wenn du magst, kannst du hier mal schauen in unserer Umfrage.
Da ist es auch noch mal zu sehen, welche Methoden am liebsten genutzt werden.
Bei Käfig-in-Käfig muss man in der Tat sehr gut aufpassen und den inneren gut absichern, dass sich die Tiere nicht durch das Gitter verletzen können. Zerbissene Nasen und Finger sind hier ein sehr großes Risiko. Der Stress dabei ist auch zum Teil sehr groß - manche Tiere puschen sich regelrecht hoch, da sie sich sehen, beschnuppern aber nicht aneinander können. Wenn man mal Tiere beim Auslauf gesehen hat, die massive Aggressionen am Gitter von anderen Käfigen auslassen, weiß, was ich meine. Am besten können das Halter beschreiben, die mehrer Käfige mit mehreren Gruppen haben und die Gruppen laufen lassen: es gibt kaum Halter, die nicht Vorkehrungen treffen müssen, damit sich die Tiere nicht am Gitter begegnen und sowohl außerhalb des Käfigs die Tiere "ausrasten" als auch die Gruppe im Käfig aggressiv werden. Welcher Stress dort ausgelöst wird, brauche ich nicht näher zu erklären
Eines gilt für alle Methoden: die Tiere nie unbeobachtet lassen und rechtzeitig - aber auch nicht zu früh - einschreiten.
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Lieber Gruß
Danie
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